Der ominöse Blasensprung
*Platsch* – und das Wasser strömt nur so zu Boden. Vorzugsweise mitten im Einkaufszentrum. Das Baby, es kommt! Durchnässt und hochmotiviert steigt die werdende Mama ins nächste Taxi. Nichts wie hin ins Spital. Sonst findet die Geburt noch auf der Rückbank des Autos statt.
Ungefähr so stellt sich Hollywood die Sache mit dem Gebären vor. Und ungefähr so stellen sich ganz viele werdende Mütter den Verlauf einer Geburt vor.
Dass nur etwa zehn Prozent der Geburten mit einem vorzeitigen Blasensprung starten, ist realistisch. Noch realistischer, dass die Wassermenge sich stark in Grenzen hält und keine Frau Angst haben muss, von den Fruchtwassermassen geradezu weggeschemmt zu werden.
Umso ungewöhnlicher der Fall jener Frau, die ich begleiten durfte.
Bereits im Geburtsvorbereitungskurs haben wir intensiv über die Geburt gesprochen. Der werdende Vater war davon überzeugt, dass ihr Kind früher als zum errechneten Termin auf die Welt kommen würde.
Dann kam jener Abend. Einen Monat vor dem errechneten Geburtstermin. Die Frau setzte sich gerade auf ihr Bett um schlafen zu gehen. Da war alles total nass. So richtig nass.
Ja, die Hebamme hatte in der Vorbereitung gesagt, es würde so richtig nass und sähe aus, wie Wasser. Gut vorbereitet, wie die Beiden waren, taten sie, was sie tun mussten.
Aufstehen, Binde anziehen (natürlich keine plastifizierten, damit der Blasensprung gleich nachgewiesen werden könnte), im Spital anrufen. Freundlich wurden sie eingeladen, für eine Kontrolle vorbei zu kommen. Sie packten gerade die letzten Dinge zusammen, da rechnete der Mann nochmal.
So viel Wasser, wie da auf dem Bett war, konnte gar nicht im Bauch seiner Frau Platz haben.
Beim genaueren Hinschauen, erschloss sich dann die Lösung dieses Phänomens:
Das Wasserbett hatte ein Loch.
Lachend riefen sie im Spital an und schilderten den vermeintlichen Blasensprung der diensthabenden Hebamme. Die Geschichte machte natürlich im Spital die Runde und als die beiden dann einen Monat später einrückten, wurden sie herzlich empfangen mit: «Sie sind doch die Frau mit dem Wasserbett…». Doch diesmal war es nicht mehr ein Wasserbett mit Leck, sondern das Baby, bereit.